oder „Der Held vom Mittelfeld“ und „A Preiß holt den Preis“
Nachdem mein Mast ausgerechnet bei der IDM brach und diese damit für mich wenig zufriedenstellend war, bestellte ich gleich am Tag nach der IDM (Montag) einen neuen beim Hersteller in Finnland. Sofort komplett im Voraus bezahlt und um schnellen Versand gebeten. Schnell ist in der heutigen Zeit scheinbar ein dehnbarer Begriff, trotz der Zusage, dass der Mast gleich am Dienstag spätestens Mittwoch verschickt wird, traf er erst nach fast vier Wochen ein. Glücklicherweise hatten mir ja meine österreichischen Freunde bei der IDM einen Mast geliehen. Eine einzigartige sportliche Geste!
Doch dass ich sowohl am Müggelsee als auch noch am Chiemsee zu den jeweiligen Landesmeisterschaften damit segeln musste bzw. durfte, war nicht vorhersehbar. Wie auch immer, das Training mit Jörg zeigte sowohl am Müggelsee Anfang September und am Chiemsee Mitte September deutliche Wirkungen.
Am Müggelsee wurde ich beim 23. Berlin-Cup (Berliner Meisterschaft, EUROSAF inclusive sailing circuit) in einem starken Teilnehmerfeld, darunter Medaillengewinner bei Olympischen und Paralympischen Wettbewerben, mit Platz 10 von 20 der „Held vom Mittelfeld” und musste für die Homepage der 2.4 Klassenvereinigung einen Bericht schreiben. Ich verweise daher auf diesen unter
https://www.2punkt4.de/2020/09/07/23-berlin-cup-2020-im-ycbg/
zu findenden Bericht und erspare mir hier weitere Schilderungen.
Am Chiemsee folgte dann die Bayerische Meisterschaft mit einer offenen Inklusions- und einer Handicap-Wertung. Franzi und ich reisten schon am Dienstag Nachmittag vorher an. Am Mittwoch und Donnerstag wehte ein herrlicher Wind zwischen 3-4 Bft., dazu Sonne, Temperaturen um die 30 Grad. – also ideales Einsegeln. Am Freitag, dem ersten Regattatag, gleiche Verhältnisse. Der WL hatte deswegen am Donnerstagabend schon eine Erhöhung der geplanten drei auf vier Wettfahrten ausgehängt. Eine vorausschauende Entscheidung. Alle diese vier Wettfahrten wurden bei für den Chiemsee seltenen super Windbedingungen ausgesegelt. Meine Einzelergebnisse waren 7, 7, 14 und 5. Natürlich gab es Vorhaltungen vom anwesenden Trainer, vor allem bei Platz 14. Als Ausrede fiel mir nur ein, dass ich auf Platz und nicht auf Sieg gesegelt sei. Er guckte etwas irritiert. Ich erläuterte dies mit mathematischem Hintergrund: 7+7 ist 14, davon die Quersumme ist 5 – daraufhin schlug er nur die Hände vor den Kopf.
Spaß beiseite, die Regattabetreuung durch Jörg war ungemein hilfreich und gut. Hervorragende Manöverkritik direkt nach jedem Zieldurchgang auf dem Wasser und abschließend an Land. Ohne ihn wäre ich garantiert schlechter gesegelt. Das erregte die Aufmerksamkeit anderer Segler, es werden wohl manche in der nächsten Saison zu uns stoßen.
Am Samstag wehte nur noch eine leichte Brise, mit Mühe wurde noch eine fünfte Wettfahrt durchgeführt. Auch hier landete ich unter den Top Ten und festigte den 6. Platz über alles. Der Sonntag begann mit dichtem Nebel, der sich zwar ab 11 Uhr lichtete, aber der Wind setzte erst nach der festgelegten letzten Startmöglichkeit ein. Der 6. Platz blieb mir also kampflos überlassen. Das i-Tüpfelchen allerdings war der Sieg in der Handicap-Wertung, ein Preuße wurde hier Bayerischer Meister und erhielt zum bekundeten großen Leid des die Verleihung vornehmenden Bürgermeisters den entsprechenden Wanderpreis. Mein Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen um den Preis zu verteidigen, wurde jedoch wohlwollend aufgenommen.
Der veranstaltende Segel-Club Prien am Chiemsee richtete diese alljährlich stattfindende Regatta mit bekannter Liebe und beispielhaftem Engagement der Mitglieder aus, selbst unter den Corona-Bedingungen war es großartig. Hygienekonzepte wurden konsequent durchgesetzt. Das Verhalten der gesamten Bevölkerung und der Gastronomie-Betriebe im Chiemgau war hierin übrigens bemerkenswert gut, da gibt es sicher keine Probleme wie in einigen Großstädten Deutschlands.
Während unserer Regattareise wurde dann der neue Mast in den JSC geliefert, der geliehene Mast konnte am Chiemsee mit großem Dank zurück in österreichische Hände gegeben werden.
Ein Nachtrag zur IDM der 2.4mR Klasse:
ein bemerkenswerter Artikel von Frank Schönfeldt in Yacht Online (und in der Druckausgabe der YACHT vom 16.9.2020) wird zum Lesen empfohlen.
Poldi