Ein Bericht von Victoria Böhm
Das bekannteste Würfelspiel aller Generationen ist vermutlich Yatzy, in Deutschland auch als Kniffei bekannt. Ebenso „kniffelig“: unser Crew Würfelspiel. Wir würfelten also kurzfristig ein J70 Team zusammen: Arne hat das Boot und die Pinne fest im Griff, Florian Gasser, früher von Arne im Opti auf Speed getrimmt, zeigt vorne die Muckis, Olaf Mierheim (SCO), Arnes Vorschoter im Piraten und physikalische Erklärmaschine aller Zusammenhänge wo Mensch eine „richtige“ Antwort fordert, Laura Häusser (CNFT), da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll – Anpackerin, Organisatorin, Kümmerin, nie um einen Spruch oder eine Antwort verlegen. Gepaart mit mir ein zusammengewürfeltes Team, nie vorher zusammen auf einem Boot, voller Individualisten nicht ganz unknifflig! Das Ganze zu keinem geringeren Event als der Kieler Woche, einem Klassiker unter den Regatten, nie schlecht besetzt.
Da trafen nun also 49 blank geputzte J70 aufeinander um sportlich um die Ehre zu segeln. Donnerstag begann mit wunderbarstem Segelwetter. Um die 10 Knoten Wind, 25 Grad und Sonne auf der Kieler Förde – das bringt jeden Segler zum Lächeln. Die Klasse machte sich gleich bei der Wettfahrtleitung beliebt und zeigte sportiven Enthusiasmus: 4 Fehlstarts später gelang es uns endlich mit einem Clear Start über die Linie zu kommen. Die erste Wettfahrt gelang uns richtig gut und wir kamen als 12. ins Ziel. Wir starteten zur zweiten Wettfahrt etwas galanter als zur ersten, an der Luvmarke an 4. Position, die Motivation war riesig. Dann dunkle Wolken am Himmel, Abbruch, alle in den Hafen. Der Auftakt war fulminant, Arne nannte es „unverschämt gut“.
Zweiter Tag, die Kühe flogen fasst vom Deich. Oder wie Laura es passend nannte „Drive to survive“. Zwei Rennen, bei viel Wind waren wir einfach nicht eingespielt genug, konnten uns aber in der ersten Hälfte des Feldes halten. Dann riss dem Startschiff bei Welle und Wind die Ankerkette. Der Wettfahrtleitung kann man eine gewisse Hartnäckigkeit nicht absprechen, sie versuchte immerhin mehr als 30min irgendwie den fetten Kahn wieder stabil zu kriegen. Dann sollten wir auf der Nachbarbahn weiter segeln. Uns wurde langsam kalt und ich dachte mir, dass wir doch jetzt echt ein wenig zu viel Zugluft in der Förde hätten… und nach weiteren 20min Materialschlacht, Kenterungen en masse um uns
herum und fast absaufenden 2.4ern wurden wir endlich in den Hafen entlassen. Wir waren grün und blau geschlagen, zumindest der weibliche Teil der Crew.
Samstag erwachte im strahlenden Sonnenschein und einem sanften Windhauch, perfekte Bedingungen. Und wir? Startverschiebung im Hafen. Um 15h dann der erwartete 180 Grad Winddreher und wir durften raus. 4 Wettfahrten bei guten 4-5 Bft auf der TV Bahn. 20:30h waren wir pünktlich zum Achtelfinale wieder auf dem Weg in den Hafen. Wir hatten uns
wieder tapfer im Mittelfeld geschlagen, die Individualisten waren an Bord heute lauter
geworden und wir mussten unserer Rollen noch einmal bestätigen. Am Grill war die Stimmung später super.
Sonntag wollten wir nochmal alles geben und Zack übten wir wieder das Starten. Nachdem die J24 eine komplette Wettfahrt segeln konnten während wir vor uns hin starteten, schafften auch wir noch zwei Rennen. Im letzten wollte Arne nochmal alles geben und zeigte uns andren, dass auch er dicht an die Linie kann- leider waren wir vorne zu gut im Segel setzen und wir zogen gekonnt zu früh über die Linie.
Eine schöne Segelwoche ging im Regen zu Ende und unsere geschundenen Körper freuten sich auf warme Duschen und weiche Betten. Overall landeten wir am Ende mit Platz 24 genau im Mittelfeld. Saubere Leistung für eine Crew die zum ersten Mal gemeinsam an Bord ging in einem so leistungsstarken Feld.
Viele Grüße von Victoria, Laura, Arne, Flo und Olaf