Bericht von der Finn IDM 2024

Nicolas Thierse wird Vizemeister nach drei Jahren Segelpause

Nicolas Thierse
(c) Robert Deaves, UK

Nach einer dreijährigen Pause lernte ich den Segelsport im letzten Sommer durch die Segelbundesliga wieder lieben. Nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga fasste ich den Entschluss auch meinen Finn wieder aus der Ecke zu kramen. Der Höhepunkt sollte die Deutsche Meisterschaft werden. Leider schaffte ich es beruflich nicht, vorher eine andere Finn-Regatta zu segeln und die Trainingszeit hielt sich auch äußert in Grenzen. 

Nun war es so weit – ich kramte meinen Finn hervor und stieg das erste mal auf’s Boot. Es fühlte sich direkt vertraut an, als wäre ich erst gestern aus dem Sattel gestiegen. Insgesamt schaffte ich es dreimal für insgesamt 4h auf’s Wasser … nicht sehr viel … dementsprechend machte ich mir keine großen Hoffnungen. 

Damit es am Ende nicht am Material liegt hatte ich noch ein neues Segel gekauft (welches ich am Ende gar nicht nutzte), einige Leinen getauscht und mir kurz vor knapp noch das beste Ruder auf dem Markt gekauft. Blacky hat dann das Carbonruderblatt mit der „entsprechenden“ Pinne verklebt … die englische Genauigkeit machte aus dieser einfachen Aufgabe ein Meisterstück und er fluchte viel…

Nico und ein flotter Spanier
(c) Robert Deaves, UK

Am Dienstag, den 27.08., erfolgte die Anreise zum Blankeneser Segel Club. Ich war einer der letzten obwohl ich bereits am Vormittag in Hamburg eintraf. Die Vermessung bestand mein Equipment natürlich ohne Probleme. Unter anderem ein Spanier hatte ein nicht regelkonformes Ruder – ich gab ihm also mein Ersatzruder – im Nachhinein fand ich heraus, dass er ein ziemlich flotter Bursche ist, aber wir wollen das ganze ja schließlich auf dem Wasser klären. Es folgte eine herzliche Eröffnungsfeier im Bootshaus vom BSC. Es wurden einige Preise für die weitesten Anreisen vergeben. Unter den 6 auswärtigen Nationen wurden diese an die drei Teilnehmer aus Chile und Argentinien vergeben. Einige Scherzpreise folgten für jene die ihre Bugnummer nicht nach den Vorgaben geklebt haben, einer klebte diese beispielsweise ans Heck. 

Die großen Schiffe bremsen nicht….
(c) Robert Deaves, UK

Da die Elbe durch die Tide nur ein kurzes Zeitfenster zum Segeln bietet war der Start am Mittwoch für 9:30 angesetzt. Dementsprechend fand die Steuermannsbesprechung bereits um 8 Uhr statt. Nachdem uns mitgeteilt wurde, dass die großen Schiffe nicht bremsen, wurden wir im Akkord aufs Wasser geschubst, da der BSC nur über eine Slipanlage verfügt. Einige machten noch Bekanntschaft mit der Sandbank – ich bin glücklicherweise erst etwas später ausgelaufen. Es sollten drei Rennen ausgesegelt werden, was wir auch schafften. Die Startdisziplin der Finn-Segler sorgte dafür, dass alles reibungslos über die Bühne ging.

(c) Robert Deaves, UK

Der erste Start verlief für mich sehr gut, ich hatte freien Wind und Platz nach Lee. Problem war: auf der falschen Seite. Ich segelte die Seite dennoch konsequent mit den vorhandenen Drehern aus bis ich im letzten Fünftel den Großteil des Feldes „crossen“ konnte. Es reichte damit für plus minus einen 18. Platz an der Luvtonne. „Peinliche Vorstellung“ – dachte ich mir. Bereits auf dem Vorwind konnte ich dank der Strömung einige Plätze wieder gut machen. Am Ende wurde es ein vierter Platz. Im zweiten Rennen folgte ein dritter Platz … Dann schien jedoch der Knoten geplatzt und ich startete sehr sehr gut ins dritte Rennen. Die Strömung war inzwischen gekippt, was nicht alle merkten und ich hatte freie Bahn. Bis zum Ziel baute ich einen Abstand von circa 2,5 Minuten zum Zweiten aus. Als ich auf die Zielkreuz ging bemerkte ich, dass einige oben immer noch kreuzten. Ich erinnerte mich an das knappe Zielzeitfenster von 10min und beschloss vor dem Ziel auf den Zweiten zu warten. Gewonnen ist gewonnen – nirgends steht am Ende der Abstand. Ich beendete den ersten Tag auf dem zweiten Rang, hinter Andre Budzien und vor Fabian Lemmel vom SV03 auf Rang drei. An Land erwarteten uns kalte Getränke und ein Bootstour durch den Hamburger Hafen. 

Der zweite Tag begann mit einem „Daily Skippers Meeting“ um 9:15. Die Veranstaltung wurde vom BSC auf Grund der internationalen Teilnehmer sehr gut auf Englisch durchgeführt. Meine Zurückhaltung am Vortag die Ziellinie zu überqueren blieb nicht ohne Konsequenzen. Der Wettfahrtleiter erhöhte das Zeitlimit und ich bekam zwei Stühle für den Garten geschenkt, damit ich in Zukunft bequemer warten könnte. Die Windvorhersage für den zweiten Tag, sowie für die darauffolgenden Tage, war nicht sehr vielversprechend. Ergo sind wir auch ohne Wind ausgelaufen um die Meisterschaft zu sichern. Die Kreuz lies sich zwischenzeitlich sehr gut segeln, weil die Strömung einen gegen den Wind drückte … Problem war dann jedoch der Vorwindkurs. Die Wettfahrtleitung wartete einige Zeit und probierte dann bei jeder Möglichkeit zu starten… viele Versuche endeten im Nichts. Doch irgendwann baute sich etwas Wind auf … die Betonung liegt auf ETWAS. Andre Budzien startete bereits vor dem Start seinen Angriff auf mich, meine erste Kreuz verlief also nicht ganz selbstbestimmt. Irgendwo mitten drin konnte ich ihn etwas abwimmeln und einige Boote gerieten zwischen uns.

(c) Robert Deaves, UK

Auf dem Vorwind, welcher sich über eine Ewigkeit erstreckte holte er mich jedoch mit Hilfe der Abdeckung der anderen Boote wieder ein und schob sich mit Innenraum vorbei. Frustrierend… nun gut dachte ich, es ist erst im Ziel vorbei und du bist nicht doof. Was machen wir jetzt mit dem 20. Platz nach der ersten Runde? Der Wind steht sehr weit links, also entgegen dem gesamten Feld nach rechts … Irgendwann muss er schließlich zurückdrehen. Der Wind war auf meiner Seite und drehte tatsächlich wie erwartet nach rechts, sodass ich am Ende der Kreuz wieder vorne mitspielte. Das Rennen endete mit einer gelben Flagge und einem DSQ, wozu ich mich nicht weiter äußern möchte, da ich diese Entscheidung als ungerechtfertigt und vor allem unfair ansehe.

Die Tide kippte. Für das fünfte Rennen brauchte es mehrere Startversuche, da die Strömung einen nun über die Linie drückte. Wir starteten also unter „Black Flag“. Um Andre aus dem Weg zu gehen, positionierte ich mein Boot mit Hilfe der Strömung direkt neben dem bevorteilten Startschiff, sodass man mich weder luven konnte noch mir den Weg zum losfahren versperren konnte. Er startete woanders und erzielte einen Frühstart. Ich beendete diese äußert schwierige und fragwürdige Rennen auf dem dritten Platz. 

Es wurden an diesem Tag keine weiteren Rennen mehr gesegelt. Ich ging mit einem Video von der Leetonne zur Jury … Überspringen wir diese Unterhaltung lieber.

Die Ausgangslage für den kommenden Tag lies sich in einen Vor- und einen Nachteil aufteilen. Andre hatte zwar vier Punkte Vorsprung, aber mit seinem Frühstart einen saftigen Streicher. Fabian, welcher seinen dritten Platz ebenfalls halten konnte, hatte zwar etwas Abstand zu mir, würde aber in den kommenden Rennen bei mir etwas schief gehen mit vielen anderen Mitstreitern an mir vorbeiziehen. 

Dazu sollte es nicht kommen, denn der nächste Tag war von einer Flaute geplagt. Somit beendete ich die Internationale Deutsche Meisterschaft der Finns in diesem Jahr auf dem zweiten Platz. Die Siegerehrung fand am Abend im Rahmen eines Dinners statt. Der BSC hat mit dieser Veranstaltung die Messlatte für kommende Dt. Meisterschaften sehr hochgehängt. Gerne fahre ich wieder zu den Blankenesern. Das Revier ist spannend und anspruchsvoll. Und vor allem sind die Menschen herzlich und gastfreundlich.

In der Nacht ging es für mich nach Kiel um bei der Segelbundesliga zuzusehen und das Team zu unterstützen. Das Team segelte mit wenig Training und vertauschten Aufgaben an Bord äußerst souverän und lies in manchen Rennen niemanden vorbei. 

Ergebnisse

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