Von Peter Krüger (Paderborn)

Als ich letztes Jahr meine Regatta-Teilnahmen für 2025 plante, hatte ich an so einige Reviere gedacht, aber an Tegel nicht, nur für ein Wochenende ist der Weg für uns doch recht weit.
Nachdem die Regatta-Saison allerdings mit sehr vielen Absagen und Ausfällen begann und es in diesem Jahr bald keine Möglichkeiten mehr gibt, wuchs irgendwie spontan der Gedanke, das kleine Schiffchen mit in den Urlaub zu nehmen und auf dem Rückweg über Berlin zu fahren.
Von der Idee das Boot einfach mit auf dem Stellplatz auf Usedom abzustellen, mussten wir uns leider mangels Platzes verabschieden. Zum Glück bot Poldi uns aber an, es für die Dauer unseres Urlaubs beim Joersfelder Segel-Club unterzustellen.
Also führte uns auch schon der Hinweg über Berlin, wo uns Poldis Sohn Max sehr herzlich am Club in Empfang nahm. Ich staunte nicht schlecht, dass mein kleines Schiffchen keineswegs einsam, sondern inmitten einer Armada von 2.4 Booten seinen Platz fand. Bei uns am See bin ich inzwischen ein Einzelkämpfer in Sachen 2.4.
Gut erholt tauchten wir zwei Wochen später wieder auf. Für unser rollendes Zuhause gab es auch Platz, denn wir waren die einzigen Auswärtigen. Wie es der Zufall wollte, hatten die „Heimischen“ am Tag zuvor schon ein Training absolviert und gingen grade nochmal mit zwei J70 raus. Laura, die normalerweise auch nicht in Papas 2.4 sitzt, wollte auch nochmal aufs Wasser. Ich war inzwischen mit Aufbauen fertig und machte mich kurzerhand für einen Probeschlag mit auf den Weg.
Den Abend ließen wir später gemütlich in kleiner Runde bei den letzten Sonnenstrahlen ausklingen.


Regatta-Tag 1:
Windvorhersage für den Tag waren 6 bis 8 Knoten aus West. Ein Skippers-Meeting gab es mit Verweis auf die Segelanweisung nicht. 11:00 Uhr war angepeilt für den ersten Start.
Kein Regen, bewölkt, das ließ ja auf Wind hoffen …
Zum Glück war ich etwas zu früh dran. Die Regatta fand nämlich nicht, wie ich erwartet hatte, dort statt, wo wir am Tag zuvor gesegelt waren, sondern ein See weiter. Der Weg zur Regattabahn wurde mir mit „Einfach an der Birke links, dann nochmal links, dann bist du auf dem Tegeler See …“ beschrieben.
Nun, als Tischlersohn weiß ich natürlich, wie eine Birke aussieht, im Wald und auch als Brett. Ich kam aber schon ins Grübeln, als mir kein Birkenbrett in den Weg sprang, doch dann erlöste mich eine markante weiße Rinde, die aus dem Wasser lugte. Die Abbiegebirke lag also im Wasser, jetzt wurde ein Schuh draus bzw. eine Linkskurve.
Der Tegeler See war dann doch größer als erwartet (Google meint dazu: Der Tegeler See in Reinickendorf ist mit einer Gesamtfläche von etwa 450 Hektar der zweitgrößte See Berlins.) und auch mit recht viel Verkehr. Ausflugsschiffe in Form einen Wales, Grillboote mit Neptun an Deck und reichlich Gegröle, und auch die Regattaleitung (mit einer halben Fußballmannschaft an Helfern an Board) und zwei Dingis mit riesigen Bojen bestückt zogen an mir vorbei, bevor ich endlich auf den Regattabahn ankam.

Inzwischen drehte der leichte Wind ordentlich hin und her, als er aber doch mal ein paar Minuten länger zu akzeptablen Bedingungen aus Süd-West wehte, waren die Bojen schnell verteilt und es konnte losgehen.
Kurs „Up and Down“, kennt man ja … Und wenn man die Segelanweisung richtig liest, ist man auch nicht verwirrt, wenn die eine Tonne sich bewegt. Sie stellte sich beim Näherkommen als hinten am Dingi hängend heraus. 😊.
Mein Plan war für die erste Wettfahrt war, auf der rechten Seite etwas vor der Linie zu lauern, um dann kurz vor Start Gas zu geben, Im Nachhinein, bei so einem großen Startschiff und so wenig Wind, ein nicht ganz so optimaler Plan. Ich kam nicht recht in Schwung und mit dem Startschuss schoss auch schon Laura, laut „Raum“ rufend, in Lee an mir vorbei…
Wir hatten aber drei Runden vor uns und so konnte ich doch einige Meter wieder gut machen. Der Wind dreht recht stark und häufig und ich hatte den Eindruck, dass sich das Wasser auf der linken Seite etwas stärker kräuselt als rechts, also verzog ich mich etwas mehr nach links und versuchte jeden Dreher mitzunehmen und wenn nötig mit einer Wende zu quittieren. Am Schluss kam ich als vierter ins Ziel. Ich hatte so viel mit mir selbst und den Drehern zu tun gehabt, dass ich in dem Moment gar nicht genau wusste, wer so alles vor und hinter mir war. Laura hatte ich knapp überholt. So ein paar Boote waren mir schon öfter auf Regatten begegnet. Die GER 123 kam mir sehr bekannt vor, und war, ebenso wie „Bazillus“ und „2und4zig“ weit vorne. Natürlich fallen die markanten, auffällig lackierten, Boote wie „Shosholoza“ und „Cookie Monster“ auf, die beiden hatte ich hinter mir gelassen, aber wo genau?
Den zweiten Start versuchte ich mit mehr Schwung/ Anlauf wieder am Startschiff und landete in der Spitzengruppe, dachte ich zumindest, bis ich die GER 123 einsam allen davonsegeln sah 😉
Auf dem letzten Raumgang konnte ich wieder ein paar Meter gut machen, so dass sich Stephan, Matti und ich uns fast auf gleicher Höhe dem Gate näherten.

Matti schaffte es dann als erster von uns dreien über die Linie, dicht gefolgt von mir und Stephan. Birthe Herziger, in Poldis Boot, war da allerdings schon uneinholbar im Ziel. Nach der zweiten Wettfahrt schlief dann leider der Wind ein. Wir dümpelten eine ganze Weile vor uns hin, der Wind kam mal wieder, drehte nach links und wieder zurück …. Aber leider reichte er zu keinem weiteren Lauf und schließlich ging es im Schlepp zurück zum Club.

Für den nächsten Tag sah die Wettervorhersage mit wenig bis keinem Wind noch düsterer aus, also ließ lieber niemand sein Boot im Wasser. Getreu dem Motto „Viele Hände, schnelles Ende“ war die Arbeit schnell getan und wir konnten zum gemütlichen Teil des Abends übergehen.

In der Schifferstube Joersfelde war schon alles für uns bereit. Nach herzlichen Worten von Poldi und der Regattaleitung wurden alle Teilnehmer und Helfer mit „Erinnerungsbechern“ bedacht, bevor wir uns über das schon traditionelle und sehr leckere Chili con Carne hermachten. Dazu gab’s frisches, selbstgebackenes Brot und Freigetränk und so endete ein schöner erster Regattatag in geselliger Runde am Havelufer.
Regatta-Tag 2:
Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes, und leider kam es auch tatsächlich so wie angesagt. Am Sonntag war das Wasser spiegelglatt. Um allen Teilnehmern noch eine sinnvollere Sonntagsgestaltung als auf Wind zu hoffen zu ermöglichen, wurde die Regatta sehr früh offiziell beendet.
Mir kam die frühe Siegerehrung um 11:00 Uhr einerseits sehr entgegen, lagen doch bis nach Hause noch min. 6 Stunden auf der Autobahn vor uns, aber lieber wäre ich noch ein paar weitere Wettfahrten in diesem schönen Revier gesegelt. Vielleicht im nächsten Jahr, wir kommen gerne wieder.
In der Gesamtwertung lag Birthe vor Matti und Dieter. Die drei wurden mit sehr schönen Trophäen bedacht. Die Gewinnerin sicherte sich zudem als erste einen neu ausgelobten Wanderpreis.

Dann folgte die Verleihung der begehrten „Buddy Bears”. Die Bären des „Berliner 3-Seen-Inklusionspreis“ gab es diesmal schon bei der Teilnahme nach zwei Berliner Regatten (Wannsee fällt mangels Meldungen aus) und nur die in Gold und Silber, denn nur zwei Teilnehmer waren auf dem Tegeler- und am Müggelsee am Start. Mit Gold für Matti und Silber für Dieter tauschten die beiden in diesem Jahr ihre Platzierungen des letzten Jahres.
Unbedingt erwähnen möchte ich noch, dass es einige 2.4 Regatta „Rookies“ gab, die mit viel Spaß und Elan dabei waren.
Hoffentlich hat sie das tolle kleine Boot genauso in den Bann gezogen wie mich und die anderen „alte Hasen“ und so sehen wir uns sicher bald wieder, irgendwo auf der Regattabahn oder vielleicht bei einem Gläschen im Sonnenuntergang…
Vielen Dank auch nochmal an die Regattaleitung. Die haben ihre Sache wirklich sehr akkurat gemacht! Wenn der Wind sich etwas drehte, wurde die Flagge „C“ gesetzt und die Reserve Verwirrluvtonne ins Spiel gebracht. Sowas habe ich vorher auch noch nicht so oft erlebt…

Liebe Grüße
Euer Peter
Peter Krüger (GER 131)
PS.: Bielefeld gibt es doch 😉
- Die detaillierten Ergebnisse
- Der Bericht als PDF
Lieber Peter,
danke für diesen ausführlichen Bericht. Er
sollte Ansporn sein , für andere 2.4er Segler diese Regatta im nächsten Jahr zu besuchen .
Mich hat dein literarischer Beitrag sehr
begeistert
Gruß Dieter GER. 67 bazillus